Depressionen

Früherkennung bei depressiven Störungen

(naps). "Früherkennung und Prävention depressiver Erkrankungen" - dies war das Thema eines thematischen Abends in der sehr gut besuchten Schweriner Schelfkirche. Prof. Dr. Andreas Broocks, Ärztlicher Direktor der Flemming-Klinik (HELIOS Kliniken Schwerin) sprach für das Schweriner Bündnis gegen Depression darüber, dass sich depressive Erkrankungen häufig unerkannt über einen längeren Zeitraum entwickeln würden. Viele Patienten würden zunächst kaum über psychische Symptome klagen, sondern litten unter verschiedenen körperlichen Beschwerden, wie dumpfen Kopfschmerzen, anhaltenden Rückenschmerzen oder Magen- und Darmbeschwerden. Auch die depressionstypischen Schlafstörungen würden zunächst nur im Zusammenhang mit der körperlichen Gesundheit gesehen, so dass auch der Hausarzt nicht an eine beginnende depressive Störung denkt.

Im weiteren Verlauf machen sich die Betroffenen selbst viele Vorwürfe und sehen z.B. die abnehmende berufliche Leistungsfähigkeit eher als Folge von Faulheit oder Charakterschwäche an. Manchmal fällt es auch Angehörigen oder Arbeitskollegen zuerst auf, dass der Betroffene reizbarer und empfindlicher geworden ist, sich sozial zurückzieht und das Interesse an früheren Aktivitäten verliert. "Gerade in dieser Phase wäre es aber wichtig, die richtige Diagnose zu stellen, damit rechtzeitig gegengesteuert werden kann", so Prof. Broocks in seinem Vortrag. Denn ohne entsprechende Behandlung kommt es bald zum Vollbild einer depressiven Episode mit deutlicher Abnahme der Arbeitsfähigkeit, schweren Schlafstörungen, Gewichtsverlust und lebensmüden Gedanken.

Während im Straßenverkehr im vergangenen Jahr ca. 7000 Menschen ums Leben kamen, starben im selben Zeitraum 11 000 Menschen durch Suizid, die häufigste Ursache ist hier eine depressive Erkrankung.

Psychische Leiden sind mittlerweile auch die häufigste Ursache für eine vorzeitige Berufsunfähigkeit. "Dies hätte bei vielen Patienten verhindert werden können, wenn rechtzeitig eine konsequente Behandlung eingeleitet und ausreichend lange durchgeführt worden wäre." Es gäbe heute sehr gute medikamentöse und psychotherapeutische Behandlungsstrategien. Auf entsprechenden Spezialstationen kämen darüber hinaus auch andere biologische Behandlungsmethoden zum Einsatz.

"Am besten wäre es natürlich, wenn man bereits in der ersten Phase einer depressiven Entwicklung das Richtige tut, um dass Vollbild der Erkrankung oder gar eine Chronifizierung zu vermeiden. Prof. Broocks sprach ausführlich über die Bedeutung der körperlichen Fitness für einen ausgeglichenen Gehirnstoffwechsel. Der Rhythmus zwischen regelmäßiger körperlicher Aktivität auf der einen und Schlaf und Entspannung auf der anderen Seite müsse wieder hergestellt werden.

Wichtig sei auch, dass man alle Fragen und Probleme offensiv angehe und den Problemen, beispielsweise am Arbeitsplatz oder in der Partnerschaft nicht ausweiche und sie verdränge. Menschen mit einer Beziehung zum Glauben seien an dieser Stelle im Vorteil, weil sie auch geistliche Ressourcen zur Bewältigung von belastenden Erlebnissen oder Problemen nutzen könnten. Von daher könne auch von seelsorgerischer Seite gute Hilfe geleistet werden. Auch das Gebet und die Gemeinschaft innerhalb einer Kirchengemeinde könnten eine wichtige Hilfe darstellen. Allerdings könne all dies nicht in jedem Fall die ärztliche Konsultation ersetzen, so dass bei anhaltenden Beschwerden unbedingt eine Vorstellung beim Hausarzt oder Facharzt erforderlich wäre.

In der abschließenden Diskussion gab es noch Fragen zu speziellen Behandlungsverfahren. Prof. Broocks versprach, dass er in absehbarer Zeit eine weitere Veranstaltung anbieten werde, in der die Wirkungs- und Anwendungsweise der wichtigsten Behandlungsverfahren besprochen werden soll. www.lichtblick-newsletter.de/ticker1869_06.html

Quelle: Lichtblick-newsletter.de Nr.178 vom 06.03.2006

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