Depressionen

Nicht jede Verstimmung ist eine Herbst-Winter-Depression

München (ddp). Die Tage werden kürzer und dunkler. Das schlägt vielen Menschen aufs Gemüt. Eine vorübergehende gedrückte Stimmung gehört jedoch zum Leben dazu und ist noch keine Depression im medizinischen Sinne, beruhigt Professor Ulrich Hegerl, Psychiater an der Maximilians-Universität München und Sprecher des Kompetenznetzes Depression.

Laut Hegerl treten depressive Erkrankungen das ganze Jahr über auf. Im Herbst und Winter nehmen sie insgesamt zwar zu, doch nur unwesentlich. Lediglich die Saisonal Abhängige Depression - eine eher seltene Unterform depressiver Erkrankungen - tritt regelmäßig in diesen Jahreszeiten auf.

Die Erkrankung kommt immer zu einem bestimmten Zeitpunkt im Jahr - meist im Herbst. Die Betroffenen sind energielos, haben keinen Antrieb, leiden unter niedergedrückter Stimmung und Schuldgefühlen. Im Unterschied zu allen anderen Formen von Depressionen geht diese Form nicht mit Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust einher, sondern mit Heißhunger auf Süßes. Außerdem haben Betroffene ein vermehrtes Schlafbedürfnis und nicht hartnäckige Schlafstörungen wie andere depressiv Erkrankte.

Für den Laien ist es schwer zu erkennen, ob er an einer Saisonal Abhängigen Depression leidet oder unter einer Verstimmung, räumt Hegerl ein. Der Experte rät: "Wer länger als zwei Wochen mehrere der genannten Symptome bei sich beobachtet und darunter massiv leidet, sollte zur genaueren Abklärung auf alle Fälle einen Arzt aufsuchen." Dies könne der Hausarzt sein, wenn zu ihm ein Vertrauensverhältnis besteht, oder ein Facharzt für Psychiatrie beziehungsweise ein Psychotherapeut. Als erster Check steht im Internet unter www.kompetenznetz-depression.de auch ein Selbsttest zur Verfügung.

Im Gegensatz zur depressiven Erkrankung ist eine depressive Verstimmung nicht behandlungsbedürftig. Der Betroffene selbst kann jedoch einiges tun, um seine Stimmung zu verbessern: Bewegung, am besten regelmäßig an der frischen Luft, und eine ausgewogene Ernährung sind zu empfehlen. Wichtig ist nach Angaben von Hegerl auch, sich nicht zu sehr zurückzuziehen, sondern auch in der dunklen Jahreszeit soziale Kontakte zu pflegen.

Quelle: Lichtblick-newsletter.de Nr.140 vom 04.10.2004

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