Epilepsie

Epilepsie: Flackerlicht in Blau-Rot kann Anfall auslösen

San Francisco (ddp). Flackernde Lichter in Rot und Blau sind für Epileptiker gefährlicher als andere Farbkombinationen: Der Wechsel zwischen diesen beiden Farben irritiert das Gehirn messbar mehr als der zwischen anderen Tönen, wie britische und indische Wissenschaftler gezeigt haben. Diese Irritation kann zwar im gesunden Gehirn kompensiert werden. Bei vielen Epileptikern fehlt dieser Schutzmechanismus jedoch und die pulsierenden Lichter lösen eine unerwünschte Synchronisierung der Hirnaktivität und damit nicht selten auch einen Anfall aus. Da flackernde Rot-Blau-Kombinationen in Fernsehsendungen sehr häufig seien, sollten Epileptiker sehr vorsichtig beim Anschauen von Animationen und Trickfilmen sein, empfehlen die Forscher um Joydeep Bhattacharya von der University of London und seine Kollegen im Fachmagazin «PLoS one» (Bd. 4, Nr. 9, Artikel e7173).

Bei Menschen, die zu sogenannten photosensitiven Anfällen neigen, kann schon der Wechsel aus Licht und Schatten unter Bäumen oder das Flackern eines Bildschirms zu einem Aussetzer des Bewusstseins, krampfartigen Muskelzuckungen oder sogar einem voll ausgeprägten epileptischen Krampfanfall führen. Entscheidend für die Reaktion des Gehirns sind dabei sowohl die Frequenz, mit der das Licht flackert, als auch der Kontrast und das Muster der Signale. Doch auch die Farbe des Lichts scheint eine wichtige Rolle zu spielen, denn besonders häufig werden Anfälle im Zusammenhang mit bunten Cartoon-Sendungen im Fernsehen beschrieben. So gab es im Jahr 1997 in Japan mehr als 700 Berichte über Anfälle, die während der Ausstrahlung eines Pokemon-Cartoons auftraten.

Bereits frühere Studien hatten Hinweise ergeben, dass vor allem die Farbkombination Rot-Blau problematisch für das Gehirn ist. Um das nun genauer zu testen, ließen Bhattacharya und seine Kollegen elf gesunde und zwei an Epilepsie erkrankte Freiwillige verschiedene Farbkombinationen auf einem Bildschirm ansehen und registrierten dabei die Hirnströme der Teilnehmer. Die Farben wechselten mit einer Frequenz von zehn Hertz für jeweils drei beziehungsweise - bei den Epileptikern - zwei Sekunden. Gezeigt wurden die Kombinationen Rot-Blau, Rot-Grün und Grün-Blau.

Man habe man einen deutlichen Unterschied zwischen der Reaktion der gesunden Gehirne und der der Epileptiker sehen können, erläutert Bhattacharya: Die Gehirne der gesunden Probanden reagierten auf die irritierenden Lichtsignale, indem sie die Komplexität ihrer Signale erhöhten. Am stärksten ausgeprägt war diese Reaktion bei der Blau-Rot-Kombination. Bei den Epileptikern dagegen nahm die Komplexität und damit die Unordnung der Signale ab, das heißt, einige Gehirnbereiche begannen, synchron mit anderen zu arbeiten - ein Merkmal, das als Beginn eines epileptischen Anfalls gilt.

Da der Grad der Unordnung in den Hirnströmen ein Maß dafür sei, wie heftig sich das Gehirn gegen den Einfluss der Lichtsignale wehre, sei damit klar, dass die Rot-Blau-Bestrahlung den stärksten Einfluss habe und damit auch potenziell die größte Gefährdung darstelle. Die Wirkung direkt nachweisen könne man allerdings nicht, da es zu gefährlich sei, bei den Epileptikern absichtlich einen Anfall auszulösen.

Quelle: Netdoktor.de vom 28.09.2009

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