Epilepsie

Forscherteam entdeckt Epilepsie-Gen

Bonn (ddp). Ein internationales Forscherteam hat erstmals ein Gen identifiziert, dass mit verschiedenen Formen von Epilepsien in Zusammenhang steht. Das berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin «Nature Genetics». Ein Defekt des Gens mit dem Namen CLCN2 führt zu fehlerhaften chemischen Mechanismen im Gehirn, die eine Übererregbarkeit der Nervenzellen nach sich ziehen.

Bei etwa der Hälfte der Epileptiker haben Anfälle keine äußere Ursache, sondern sind durch eine genetische Veranlagung bedingt. Diese so genannten idiopathischen Epilepsien beginnen im Kindes- oder Jugendalter und lassen sich in mehrere Unterformen unterteilen. Die Forscher um Armin Heils von der Universitätsklinik für Epileptologie in Bonn konnten erstmals ein Gen dingfest machen, das vier relativ häufige Formen idiopathischer Epilepsien hervorrufen kann. Bisher seien nur Gene gefunden worden, die mit eher seltenen Formen erblicher Epilepsien in Zusammenhang stehen, sagte Heils auf ddp-Anfrage.

Bei 3 von 46 untersuchten Familien mit epilepsiekranken Mitgliedern fanden die Wissenschaftler Mutationen des Gens CLCN2. Dabei betraf der Gendefekt jeweils die erkrankten, nicht jedoch die gesunden Familienmitglieder. Auch bei gesunden Kontrollpersonen ließen sich die entsprechenden Gendefekte nicht nachweisen. «Wir schätzen, dass das von uns identifizierte Gen für etwa 15 Prozent der häufigsten Epilepsieformen verantwortlich ist», sagt Heils. «Allerdings gibt es bestimmt noch 10 oder 15 weitere Gene, die bei Epilepsie eine Rolle spielen.»

Durch Kenntnis der verantwortlichen Gene kann man Epilepsie zwar nicht verhindern. Das Wissen um die biologischen Ursachen erlaube es aber, gezielter wirkende Medikamente zu entwickeln, erläutert Heils. Die bisherigen Medikamente sprechen nämlich bei bis zu 20 Prozent der Patienten nicht an, und viele Betroffene leiden unter Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme, Schwindel oder Müdigkeit.

Quelle: Lichtblick-newsletter.de vom 03.03.2003

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