Kinder / Jugendliche
Ärtzliche Information: Bei Kindern häufig unzureichend
Berlin (dpa) - Kinder werden dem Ulmer Kinderpsychiater Michael Kölch zufolge oft unzureichend über ihre Krankheit und Behandlungsabläufe informiert. «Ein großer Teil weiß gar nicht, was auf sie zukommt», sagte Kölch in einem dpa-Gespräch in Berlin. «Das gilt für mögliche Behandlungsalternativen ebenso wie für Nebenwirkungen.» Kinder ab etwa acht Jahren seien bei altersangepassten Gesprächen meist in der Lage, solche Informationen zu begreifen und Entscheidungen zu treffen. Statt auf die kleinen Patienten einzugehen, werde oft auf die mehrseitigen Informationsblätter der Pharmahersteller verwiesen. Diese dienten aber weniger der Information als der juristischen Absicherung, kritisierte Kölch anlässlich eines zweitägigen Symposiums der Paul-Martini-Stiftung zur Arzneimittelversorgung bei Kindern am Wochenende in Berlin. Sobald die Sorgeberechtigten den Aufklärungsbogen unterschrieben, hafte der Arzt kaum mehr für eventuelle Folgen. Den Eltern sei dabei meist nicht bewusst, dass durchschnittlich die Hälfte der eingesetzten Medikamente gar nicht speziell für Kinder zugelassen wurden. «Auf der Intensivstation trifft das sogar auf mehr als 90 Prozent der verwendeten Medikamente zu.» Die Pharmakonzerne verzichteten bei Kindern allzu häufig auf die für eine Zulassung nötigen Studien. «Der Grund ist banal: Kinder sind eine gesunde Klientel. Das rechnet sich nicht.» Die Wirkung von Arzneimitteln unterscheide sich bei Kindern aber häufig grundsätzlich von derjenigen bei Erwachsenen. Ziel müsse es deshalb sein, EU-weit Anreize oder Sanktionen zu schaffen, um Kinderstudien zu fördern.
Quelle: Netdoktor.de vom 14.11.2004
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