Kinder / Jugendliche

Flip und Flap helfen: Ein Comic für Epilepsie-Kinder

Lübeck (dpa) - Mit einem Comic wollen Kinderärzte der Universität Lübeck epilepsiekranken Kindern helfen. Die Bildergeschichten mit den Nervenzellen "Flip" und "Flap" sollen den jungen Patienten erklären, was bei einem epileptischen Anfall in ihrem Körper passiert. Nach Ansicht der Wissenschaftler können Kinder auf diese Weise lernen, selbstständig mit ihrer Krankheit zu leben. Für die Umsetzung des Projektes erhält die Uniklinik für Kinder- und Jugendmedizin aus einem Sponsoringprogramm 150.000 Euro. Das Geld stammt aus einem Programm des amerikanischen Chemiekonzerns Johnson & Johnson, mit dem Gesundheitsangebote für Kinder und Jugendliche gefördert werden. Der Scheck wird nach Angaben der Universität am 8. März bei einer Fachtagung in der Kinderklinik Datteln der Universität Witten/Herdecke überreicht werden. Etwa 60 von 100.000 Kindern unter 15 Jahren leiden nach Angaben der Universität an Epilepsie. Bereits seit drei Jahren arbeiten die Fachleute der Uni Lübeck an dem Comic, der Teil eines umfangreichen Schulungsprogramms für Kinder und Eltern ist. "Die betroffenen Kinder wissen oft gar nicht, unter welcher Krankheit sie leiden", sagt die Leiterin der Lübecker Universitätskinderklinik, Ute Thyen. "Sie bekommen die Anfälle nicht bewusst mit und merken nur an den fragenden Blicken der Mitschüler oder am besorgten Verhalten der Eltern, dass mit ihnen irgendetwas nichts stimmt", erläutert sie. Deshalb litten die Kinder häufig an Angst, Schuld- und Schamgefühlen. Mit dem von Lübecker Wissenschaftlern entwickelten Schulungssystem lernen Kinder im Alter zwischen 7 und 15 Jahren in Wochenendseminaren, ihre Krankheit zu verstehen und mit ihr umzugehen. Für die Eltern gibt es eigene Schulungen. "Sie müssen lernen, ihre Kinder nicht zu stark zu behüten und ihnen aus Angst vor einem neuen Anfall alles zu verbieten", sagt Thyen. Erste Tests in Kinderkliniken unter anderem auch in Hamburg und Hannover haben gezeigt, dass die Comicfiguren "Flip" und "Flap" dabei eine große Hilfe sind. "Viele Kinder haben die Comics mit in die Schule genommen und dadurch dort erstmals offen über ihre Krankheit gesprochen", sagt die Psychologin Esther Müller-Godeffroy, die die Seminare leitet. Außerdem habe sich gezeigt, dass die Kinder die notwendigen Medikamente gewissenhafter einnahmen, nachdem sie über ihre Krankheit Bescheid wussten. Vom Sommer an soll das Lübecker Schulungsprogramm in zehn Kinderkliniken bundesweit getestet und die Ergebnisse wissenschaftlich ausgewertet werden.

Quelle: Netdoktor.de vom 06.03.2003

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