Kinder / Jugendliche

Psychische Störungen bei Kindern nehmen zu

Leipzig (dpa) - In Deutschland leiden nach Expertenangaben immer mehr Kinder und Jugendliche an psychischen Erkrankungen. "Besonders Angst- und Zwangsstörungen, emotionale und Störungen des Sozialverhaltens sowie Essstörungen haben in den letzten fünf bis zehn Jahren drastisch zugenommen", sagte die Leiterin der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität Leipzig, Prof. Christine Ettrich. Auch dort werde die Warteliste für eine Therapie immer länger, die Patienten jünger und der Grad der Erkrankungen schwerer. Zum 75-jährigen Bestehen der Klinik treffen sich von Freitag an Ärzte, Pfleger und Wissenschaftler aus Deutschland und der Schweiz zu einem zweitägigen Symposium. Gründe für die steigenden Zahlen seien neben einer anlagebedingten Anfälligkeit "die Herausforderungen der Leistungsgesellschaft wie Leistungsdruck in der Schule", erklärte sie. Viele ihrer Patienten seien Gymnasiasten. "Sie überschreiten aus übertriebenem Ehrgeiz ihre Kapazitäten und sind damit anfällig für seelische Erkrankungen." Ein weiterer Grund sei mangelhafte elterliche Fürsorge. Vor allem Kinder, deren Väter und Mütter sehr viel arbeiteten oder langzeitarbeitslos seien, entwickelten häufig psychische Störungen. Gerade bei Kindern und Jugendlichen könne die moderne Psychotherapie vieles leisten. So gebe es kindgerechte Verfahren in der Verhaltenstherapie. Zusätzliche Therapieformen etwa mit Hilfe von Hunden in Leipzig ergänzten das individuelle Behandlungsspektrum. "Dabei beobachten Ärzte und Wissenschaftler die Interaktion zwischen Mensch und Hund", erklärte Ettrich. "In einer ersten Testreihe mit 150 Patienten konnten bereits wichtige Anhaltspunkte für die Diagnose von psychischen Störungen gewonnen werden." (ol)

Quelle: Netdoktor.de vom 19.10.2001

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