Kinder / Jugendliche

Kinderärzte: "Zappelphilipp-Syndrom" frühzeitig behandeln

Forchheim (ddp). Besteht bei einem Kind der Verdacht auf eine so genannte Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS), sollten sich Eltern frühzeitig ärztlichen Rat holen. Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft ADHS der Kinder- und Jugendärzte, Klaus Skrodzki, mahnt: "Wird die Erkrankung zu spät erkannt und behandelt, können die Verhaltensauffälligkeiten durch äußere Umwelteinflüsse verstärkt und damit für die jungen Patienten, aber auch ihre Familien, zu einer enormen Belastung werden."

Den Angaben zufolge leiden in Deutschland zwischen drei und sechs Prozent der Kinder und Jugendlichen an ADHS. Bei der Hälfte besteht die Störung bis ins Erwachsenenalter fort. Die allgemein als "Zappelphilipp-Syndrom" bekannte Hirnfunktionsstörung wird häufig vererbt. Ihre Ursache liegt in einer Störung der Signalübertragung in bestimmten Teilen des Gehirns. Wie stark die Symptome ausgeprägt sind, hängt auch davon ab, welche Faktoren aus der Umgebung auf das Kind einwirken.

Die Verhaltensauffälligkeiten treten in der Regel vor dem siebten Lebensjahr und in mehreren Lebensbereichen gleichzeitig auf. Ein von ADHS betroffenes Kind zeigt meist starke Konzentrations- und Lernschwierigkeiten, kann nicht eine Minute still sitzen, ist impulsiv und leicht reizbar. Neben den Schulproblemen leidet oft auch das Verhältnis zwischen dem Kind und seinem sozialen Umfeld, den Eltern und Geschwistern.

Wie wichtig frühes Erkennen und eine gezielte Behandlung der Störung für die Entwicklung der jungen Patienten ist, belegen nach Darstellung von Skrodzki Untersuchungen in der Jugendhaftanstalt in Ottweiler/Saarland. Von 170 männlichen Straffälligen im Alter von durchschnittlich 19,5 Jahren wiesen bis zu 45 Prozent Symptome einer ADHS auf. Das entspricht einem etwa zehnmal häufigeren Auftreten als in einer nicht straffälligen vergleichbaren Altersgruppe. Bei 85 Prozent der Untersuchten bestanden auch Alkohol- und Drogenabhängigkeit - häufige Folgen einer unbehandelten ADHS in der Kombination mit oppositionellem Trotzverhalten.

Weitere Informationen zu ADHS bietet die Internetseite des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte und die Internetseite der AG ADHS der Kinder- und Jugendärzte.

Quelle: Lichtblick-newsletter.de Nr.138 vom 16.09.2004

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