Schizophrenie
Cannabis: Kann Schizophrenie früher auslösen
Mannheim (dpa) - Der Missbrauch von Cannabis kann einer Studie zufolge Schizophrenie vorzeitig auslösen und Psychosen verschlimmern. Dies ist das Ergebnis einer am Donnerstag veröffentlichten Untersuchung des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim anhand von 232 erstmals an Schizophrenie erkrankten Patienten. Demnach brach die Krankheit bei regelmäßigen Cannabis-Konsumenten im Durchschnitt mit 17,7 Jahren aus, bei Abstinenten erst 8 Jahre später. Bei fast 35 Prozent der schizophrenen Cannabis-Konsumenten brach die Krankheit in demselben Monat aus, in dem auch der Drogenmissbrauch begann - 28 Prozent hatten zur Zeit des Krankheitsausbruchs schon länger als ein Jahr regelmäßig gekifft. "Der zeitliche Zusammenhang ist hoch signifikant", sagte der Leiter der Arbeitsgruppe Schizophrenieforschung, Prof. Heinz Häfner. Dies lasse den Schluss zu, dass die Krankheit durch die Droge ausgelöst werde. Die Studie der Mannheimer Forscher ist in der Fachzeitschrift "Nervenheilkunde" (Nr. 4/2002) erschienen. Der Cannabis-Wirkstoff THC wirke auf bestimmte Rezeptoren im Gehirn, die auch beim Auftreten von Psychosen beteiligt seien. "Jemand, in dessen Familie schon eine Vorbelastung mit Schizophrenie besteht, sollte es auf jeden Fall lassen." Sei die Krankheit erst ausgebrochen, habe der Cannabis-Konsum weitere negative Folgen: "Wahnvorstellungen, Halluzinationen und Denkstörungen werden signifikant verstärkt", sagte Häfner, "Gleichgültigkeit und Abstumpfung, worunter manche Patienten ausgesprochen leiden, werden hingegen vermindert". Das bringe manche Kranke in die Versuchung, mit Cannabis eine Selbsttherapie zu betreiben - mit oft negativen Folgen: Längerer Cannabismissbrauch führe zu schlechterer Therapierbarkeit, so Häfner. (ee)
Quelle: Netdoktor.de vom 12.07.2002
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