Schizophrenie

Unzureichendes Wissen über psychotische Erkrankungen

(22.10.03, ddp/naps). Auf der 2. Informationsbörse Schizophrenie kamen Mediziner, Betroffene und Angehörige in Düsseldorf zusammen, um über Krankheitserleben und Therapiemöglichkeiten zu diskutieren. Der Sprecher des Kompetenznetzwerks Schizophrenie, der Düsseldorfer Universitätsklinik-Professor Wolfgang Gaebel, bemängelte eine häufige soziale Diskriminierung von Menschen mit schizophrener Krankengeschichte. Grund sei in erster Linie unzureichendes Wissen in der Bevölkerung über Ursachen, Verlauf und Symptomatik von psychotischen Erkrankungen.

Jährlich erkranken rund 800 000 Menschen an Schizophrenie. Die meisten Patienten erkranken erstmals im Alter zwischen 18 und 35 Jahren. Schizophrenie nimmt einen schleichenden Anfang: Konzentrationsstörungen, sozialer Rückzug, Verlust der schulischen und beruflichen Leistungsfähigkeit oder depressive Verstimmungen können erste unspezifische Anzeichen sein. Zwei Drittel aller Patienten werden nach Expertenangaben mehrmals von der Krankheit heimgesucht. Durchschnittlich drei bis fünf Jahre dauert es, bis eine adäquate Behandlung stattfindet. Bis zu 15 Prozent der Betroffenen nehmen sich während der Krankheit das Leben.

Das Kompetenznetzwerk Schizophrenie ist eines von 17 Kompetenznetzen in der Medizin, die vom Bundesforschungsministerium unterstützt werden. Durch eine enge Kooperation zwischen den Einrichtungen der Forschung und Versorgung im Kompetenznetz Schizophrenie sollen Voraussetzungen geschaffen werden, die eine optimale Behandlung der Patienten ermöglichen und die Chancen für einen günstigen Krankheitsverlauf erhöhen. In Früherkennungszentren in Köln, Bonn, Düsseldorf und München arbeitet das Kompetenznetz Schizophrenie eng mit Schulen, Beratungsstellen, niedergelassenen Ärzten und Gesundheitsämtern zusammen, um eine diagnostische Abklärung von möglichen Frühsymptomen einer Schizophrenie zu ermöglichen. Durch den frühzeitigen Beginn einer Therapie können Chronifizierung und Spätfolgen oftmals vermieden werden. Ebenso wichtig wie die Früherkennung sind Prävention, Therapie und Rehabilitation. Vor dem Hintergrund, dass unbehandelt 80 Prozent der Patienten in einem Zeitraum von zwei Jahren Rückfälle erleiden, werden neue Behandlungsstrategien, vor allem im Bereich der Langzeitbehandlung und Rückfallprophylaxe, erforscht. Dazu gehört auch die Grundlagenforschung zu Krankheitsursachen, Erkrankungsverlauf und Behandlungsmöglichkeiten. Wichtige Aufgaben sind zudem die Schulung von niedergelassenen Ärzten und die Aufklärung der Bevölkerung.

Durch den Aufbau einer Informationsbasis im Internet können sich sowohl interessierte Laien sowie Patienten und deren Angehörige als auch behandelnde Ärzte über aktuelle Forschungserkenntnisse bzw. vorhandene Behandlungsmöglichkeiten und Versorgungsangebote informieren. Kontinuierliche Informationen über das Kompetenznetz liefert auch der neu aufgelegte Newsletter, der vier mal jährlich erscheint und kostenlos per Internet oder postalisch bezogen werden kann. www.kompetenznetz-schizophrenie.de

WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN

Telefon-Hotline
Wie erkennt man Schizophrenie? Wie lässt sich die Krankheit behandeln? Welche Nebenwirkungen haben Medikamente? Wie können Angehörige helfen? Seit Januar 2001 bietet das Kompetenznetz Schizophrenie Betroffenen, Angehörigen, aber auch Therapeuten und interessierten Laien einen bisher einmaligen Informations-Service an: Psychiater und Psychologen beantworten Fragen zum Thema Schizophrenie am Telefon. Jeweils mittwochs von 12.00 bis 14.00 Uhr ist die Hotline zum Ortstarif unter der Nummer 01801 - 72 44 96 zu erreichen.

PsychoseNetz e.V.
Zur Unterstützung der Ziele im Kompetenznetz Schizophrenie ist der Verein PsychoseNetz e.V. gegründet worden. Er soll die Fortführung bewährter Netzwerkstrukturen auch nach Ablauf der öffentlichen Förderung gewährleisten und bietet für Interessenten Möglichkeiten wie (Förder-)Mitgliedschaft, Spenden und Sponsoringvereinbarungen. www.PsychoseNetz.de

Quelle: Lichtblick-newsletter.de vom 03.11.2003

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