Sozialpsychatrie

Krankenkasse: Psychische Störungen nehmen alarmierend zu

Wiesbaden (dpa) - Immer mehr Menschen in Deutschland erkranken an  psychischen Störungen. Im Jahr 2000 gab es wegen solcher Leiden im Schnitt 1,32 Fehltage pro Versicherungsnehmer. Das waren 0,46 Tage mehr als 1991. Auch die Zeit des Klinikaufenthalts wegen psychischer Störungen ist gestiegen: Von 0,175 Tage im Jahr 1991 pro Versichertem auf 0,220 im Jahr 2000. Die Daten stammen aus dem “GEK-Gesundheitsreport 2001", den das Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung (ISEG, Hannover) und die Gmündner Ersatzkasse zusammenstellte. Bei den Klinikeinweisungen von Männern hatte Alkoholmissbrauch die größte Bedeutung. Bei Frauen dominierten Depressionen, heißt es in dem Report, der am Montag auf dem Internistenkongress in Wiesbaden vorgestellt wurde. Schizophrene und wahnhafte Störungen waren bei Männern und Frauen mit je 0,043 bzw. 0,045 Krankenhaustagen pro Versichertem im Jahr 2000 etwa gleich häufig. Der Anteil psychischer Störungen an den allen Krankheitsfehltagen ist laut Studie in den vergangenen zehn Jahren um 62,5 Prozent und bei Klinikaufenthalten um 40,3 Prozent gestiegen. "Psychische Störungen werden zwar nur in 3,2 Prozent aller Arbeitsunfähigkeitsfälle als Grund genannt, doch die Patienten mit dieser Diagnose sind 33,5 Tage und damit mehr als doppelt so lang wie andere Patienten (13,4 Tage je Fall) arbeitsunfähig", sagte der GEK-Vorstandsvorsitzende Dieter Hebel. In Akutkliniken entfielen sogar mehr Behandlungstage auf psychische Störungen als auf Krebserkrankungen, erläuterte der Vorstandsvorsitzende des ISEG, Prof. Friedrich Wilhelm Schwartz. 4,4 Prozent aller Krankenhausaufenthalte beträfen psychische Störungen. Diese Patienten müssten 27,4 Tage im Krankenhaus bleiben. Die durchschnittliche Liegezeit im Krankenhaus läge dagegen bei 10,3 Tagen. Den größten Anteil an allen Arbeitsausfallzeiten hatten nach Auskunft der Ersatzkasse Menschen mit Beschwerden im Muskel-Skelett-System. Allein zehn Prozent aller Krankheitstage entfiel auf die Diagnose Rückenschmerzen. Die durchschnittliche Verweildauer aller Patienten in Kliniken ist in den vergangenen zehn Jahren laut GEK von 13,4 auf 10,3 Tage pro Jahr gesunken. Auch die Zahl der gesamten Arbeitsunfähigkeitstage pro Versichertem verringerte sich und zwar von jährlich 17,6 auf 16,7 Tage. Hebel erläuterte eine Behandlungsvergütung, die seine Kasse entwickelt habe: "In der Fachklinik Waren (Müritz) wird künftig auch die Behandlung psychischer und psychosomatischer Erkrankungen wirkungs- und qualitätsorientiert vergütet." Als Indikatoren würden beispielsweise die Reduktion von Krankenhaus- oder Arbeitsunfähigkeitstage sowie des Medikamentenverbrauches um 35 Prozent im Vergleich zu einer herkömmlichen Therapie herangezogen. (ee)

Quelle: Netdoktor.de vom 24.04.2001

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