Sozialpsychatrie
Weltgesundheitstag - Jeder Vierte erkrankt einmal psychisch
Genf/Köln (dpa) - Jeder vierte Mensch weltweit ist nach Studien der Weltgesundheits- organisation (WHO) irgendwann im Leben von einer psychischen Krankheit betroffen. Bis zu 20 Millionen Menschen unternehmen jedes Jahr einen Selbstmordversuch, eine Million sterben - etwa so viele wie an Malaria. Sowohl UN-Generalsekretär Kofi Annan wie auch WHO-Generaldirektorin Gro Harlem Brundtland rufen zu einer Art globaler Mobilmachung im Kampf gegen psychische Krankheiten auf. "Früher hat man nicht über Aids, davor nicht über Krebs gesprochen - aber Stück für Stück brechen die Tabus weg", so Brundtland. Die Liste der psychischen Krankheiten ist lang: Schizophrenie, Depressionen, Alzheimer, Epilepsie, geistige Unterentwicklung, Sucht. Nach Auskunft der WHO haben 43 Prozent aller Länder keine Gesundheitspolitik, die geistige Krankheiten einschließt. In fast einem Viertel (23 Prozent) werden geistige Krankheiten rechtlich gar nicht erfasst. Nach Auskunft von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) sind in Deutschland psychische Störungen wie etwa Depressionen, Angstzustände oder Schizophrenie inzwischen die zweithäufigste Erkrankungsursache - Tendenz steigend. Der Tag steht in Deutschland unter dem Motto "Psychische Gesundheit - erhalten und wiederherstellen". Hierzulande leiden laut Experten-Schätzungen vier Millionen Menschen unter Depressionen, die als Hauptgrund für jährlich über 100 000 Selbstmordversuche angesehen werden. Nach Auskunft der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention nimmt sich in Deutschland alle 45 Minuten ein Mensch das Leben. "Es gibt keine bahnbrechenden neuen Therapien; aber es gibt für viele psychische Erkrankungen Therapien, deren Wirksamkeit inzwischen wissenschaftlich nachgewiesen ist", sagte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN), Max Schmauß auf einem DGPPN-Kongress in Lübeck. Eine Chance für psychisch Kranke sehen Experten im Internet. Die Anonymität dieses Mediums ermögliche Patienten die leichtere Kontaktaufnahme zu Beratungsstellen und anderen Betroffenen, sagte der Psychiater Prof. Ulrich Hegerl in München. Allein im deutschsprachigen Internet seien auf bis zu 20 000 Seiten psychiatrische Themen zu finden. Mit der Einführung eines Gütesiegels sollen künftig seriöse Anbieter und Wunderheiler unterscheidbar gemacht werden, hieß es. Das gestaffelte Gütezeichen soll ab Ende des Jahres vergeben werden, erklärte Gunther Eysenbach von der Universität Heidelberg, der dieses europäische Projekt "MedCERTAIN" leitet. (ee)
Quelle: Netdoktor.de vom 07.04.2001
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