Sozialpsychatrie
Wohlfahrtsverbände: Sparmaßnahmen gefährden Patienten
Kassel (dpa) - Pflegedienste und Wohlfahrtsverbände sehen die Gesundheit ihrer Patienten gefährdet, weil die Krankenkassen immer weniger Geld für häusliche Pflege ausgeben. "Die Behandlungsdauer in den Krankenhäusern wird verkürzt, ohne das mit einer ausreichenden ambulanten Versorgung nach der Entlassung aufzufangen", sagte der Geschäftsführer des Bundesverbands privater Alten- und Pflegeheime und ambulanter Dienste, Bernd Tews, in einem dpa-Gespräch in Kassel. Seit 1995 seien die Pro-Kopf-Ausgaben der Kassen für die häusliche Krankenpflege um 70 Prozent zurückgegangen. Nach den im Mai 2000 verabschiedeten Richtlinien des Bundesausschusses Ärzte und Krankenkassen könnten zudem wichtige Maßnahmen von den Ärzten nicht mehr verschrieben werden, erklärte Tews. So werde etwa die Vorbeugung gegen Druckgeschwüre wegen des so genannten Durchliegens (Dekubitus) bei langer Bettruhe nicht mehr bezahlt. "Im Stadium, in dem das Durchliegen verhindert werden könnte, darf der Arzt keine Verordnung ausstellen - er muss so lange warten, bis das Schlimmste bereits passiert ist." Behinderte Kinder, die nicht alleine zur Toilette gehen können, seien früher mehrmals täglich ambulant mit Kathetern versorgt worden, um ihnen den Schulbesuch zu ermöglichen. Auch das sei nach den neuen Richtlinien nicht mehr möglich, sagte Tews. Solche Einsparungen gefährdeten jedoch nicht nur die Gesundheit der Pflegebedürftigen, sondern auch das System der häuslichen Krankenpflege insgesamt. "Es gibt einen Trend, dass viele Einrichtungen schließen, weil sie sich nicht mehr wirtschaftlich betreiben lassen." Damit stehe die flächendeckende Versorgung der Patienten auf dem Spiel. In den kürzlich ausgesetzten Verhandlungen zwischen Krankenkassen und Pflegediensten über eine Bundesrahmenempfehlung für die häusliche Krankenpflege seien die Kassen zu keinen Zugeständnissen bereit gewesen. "Die haben alle Vorschläge unserer Spitzenverbände abgebügelt", berichtete Tews. "Wir fordern deshalb die Schaffung einer Schiedsstelle." Über die Probleme der häuslichen Pflege wollen die Bundesverbände der privaten Pflegedienste und freien Wohlfahrtspflege heute (Mittwoch) in Kassel beraten. Die Tagung ist die erste gemeinsame Veranstaltung der Verbände, die insgesamt rund 9000 Pflegedienste mit 450 000 Beschäftigten vertreten, zu diesem Thema. Beteiligt sind neben dem Bundesverband privater Alten- und Pflegeheime unter anderem die Arbeiterwohlfahrt, die Caritas, das Deutsche Rote Kreuz und das Diakonische Werk. (hk)
Quelle: Netdoktor.de vom 13.03.2002
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