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Suizidforen im Internet: Mehr Abschreckung als Ansporn

Berlin (dpa) - Ob Ankündigung des eigenen Todes im Internet oder die Diskussion über die effektivste Methode des Selbstmords: Im Internet haben Suizidgefährdete seit Jahren eine Möglichkeit, anonym miteinander zu reden. Angesichts von mehr als 11.000 Selbstmördern jährlich in Deutschland beschäftigte sich der derzeit in Berlin stattfindende Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie mit der Frage, ob die Internetforen eine Gefahr für jüngere Nutzer darstellen. Nach Ansicht von Armin Schmidtke von der Universität Würzburg kann der anonyme Austausch auch eine emotionale Entlastung oder gar eine Abschreckung sein. Für Aufsehen sorgte ein Doppelsuizid eines Norwegers und einer Österreicherin, die in Norwegen von einem Felsen sprangen. Sie hatten sich im Internet verabredet. Ein gemeinsamer Sprung Jugendlicher vom Dortmunder Fernsehturm wurde im letzten Moment von der Polizei verhindert. Laut Schmidtke ist es problematisch, anhand derartiger Einzelfälle generelle Aussagen über Suizidforen im weltweiten Netz zu treffen. Eine Gefahr gehe weniger von der Selbstmordbotschaft, als vielmehr von den darauf gegebenen Antworten aus. Einige Forenbetreiber lehnten jegliche Einmischung ab, andere hingegen platzieren von sich aus Verknüpfungen zu professionellen Hilfsangeboten, berichtete Schmidtke auf dem bis Sonnabend dauernden Kongress. Ein lobenswertes Angebot sei das "Kompetenznetz Depression und Suizidalität". Das von der Bundesregierung geförderte Netz bietet neben Informationen ein Diskussionsforum an. "Durch die fachärztliche Betreuung soll erreicht werden, dass akut Gefährdete von der Notwendigkeit eines Arztbesuches überzeugt werden ", sagte Ulrich Hegerl, Oberarzt an der Universität München und Sprecher des Kompetenznetzes, auf dem Kongress. Ein Hauptgrund für Selbstmord sind unbehandelte Depressionen, sagte Hegerl. Andere Gründe seien Drogen- und familiäre Probleme.

Quelle: Netdoktor.de vom 30.11.2002

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