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Alle vier Minuten ein Suizidversuch

Hamburg (ddp). Alle 47 Minuten nimmt sich in Deutschland ein Mensch das Leben. Statistisch alle vier Minuten gibt es einen Suizidversuch. Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Therapiezentrums für Suizidgefährdete (TZS) im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf hervor. "Selbstmord ist ein in der öffentlichen Wahrnehmung deutlich unterschätztes Problem", sagte der stellvertretende TZS-Leiter, Georg Fiedler, bei der Vorstellung der Ergebnisse in Hamburg.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts starben 2001 in Deutschland 11 156 Menschen durch Suizid - mehr als durch Verkehrsunfälle, Aids, Drogen und Gewalttaten zusammen. Mit der Dunkelziffer liegt die Zahl der Suizide laut Fiedler mindestens 25 Prozent höher. Die Zahl der Suizidversuche schätzt der Experte auf weit mehr als 100 000.

Besonders ältere Menschen sind der Studie zufolge gefährdet. "Je älter man wird, desto höher ist das Suizidrisiko", sagte Fiedler. Jede zweite Frau und jeder dritte Mann, die sich das Leben nehmen, seien älter als 60 Jahre.

"Wir wissen weltweit mehr über Suizid von Menschen in mittlerem Alter als von Personen ab 60 Jahren", sagte TZS-Leiter Paul Götze. Daher startet das TZS ein Forschungsprojekt zur Erfassung der inneren Welt und Lebenssituation suizidgefährdeter älterer Menschen. Laut Götze suchen ältere Menschen nur selten Hilfe in Therapiezentren. Außerdem seien sie häufig krank, eingeschränkt beweglich und weniger im sozialen Leben integriert.

Das TZS behandelt akut suizidgefährdete Menschen. Sie erhalten eine drei- bis neunmonatige Psychotherapie. Seit Gründung des TZS vor zwölf Jahren wurden bereits mehr als 3000 Patienten behandelt und etwa 1000 telefonische Kriseninterventionen vorgenommen.

Quelle: Lichtblick-newsletter.de vom 09.11..2003

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