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Ausbildungs-Modell: Psychische Hilfe am Sterbebett

Heidelberg (pte) - Ein Modellprojekt der Abteilung für Medizinische Psychologie am Heidelberger Universitätsklinikum entwickelt neue Ausbildungsangebote zur Unterstützung von Sterbebegleitern und hat ihre Wirksamkeit untersucht. Das Projekt "Förderung und Evaluation psychosozialer und spiritueller Kompetenz in der Sterbebegleitung" wird von der Deutschen Krebshilfe mit rund 264.000 Euro unterstützt. "Ärzte, Pflegende und ehrenamtlich Tätige, die schwer kranke Menschen und Sterbende betreuen, sind oft mit moralisch-ethischen Grenzfragen sowie mit den existenziellen und spirituellen Nöten der ihnen anvertrauten Patienten konfrontiert. In ihrer Ausbildung werden sie darauf kaum vorbereitet", berichtet Eva Saalfrank von der Abteilung für Medizinische Psychologie an der Heidelberger Uniklinik. "Die Anforderungen dabei sind groß. Um die psychischen Bedürfnisse der Patienten zu verstehen, ist ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen erforderlich, wenn etwa die Suche nach dem Sinn des eigenen Lebens oder der Wunsch, am Leiden reifen zu können, in den Vordergrund rückt", erklärt die Forscherin. Fragen, die sich über körperliche Beschwerden hinaus mit Dimensionen des menschlichen Seins beschäftigen, müssten beantwortet werden. "Wer die eigenen Ängste nicht reflektiert, läuft Gefahr, sich angesichts menschlicher Endlichkeit aus Selbstschutz den Ängsten und Leiden anderer Menschen zu verschließen", so die Projektleiterin. Das Modellprojekt hat mehrere Teile, die mit Methoden der "Experimentierenden Evaluation" untersucht werden. "Spiritual Care - Mitgefühl und Weisheit in der Begleitung Sterbender" ist ein Ausbildungsprogramm, das von der amerikanischen Hospiz-Expertin Christine Longaker entwickelt wurde und es werde bereits mit großer Resonanz am Heidelberger Universitätsklinikum erprobt, erklärt Saalfrank. "Das Programm trainiert die Fähigkeit zur Einfühlung durch Einüben von Gelassenheit und Fürsorglichkeit vor allem sich selbst gegenüber." Im Forschungsprojekt sollen die Didaktik, die Nachhaltigkeit und die Akzeptanz von Meditationsmethoden und Imaginationen näher untersucht werden, damit das Angebot langfristig in den Alltag integriert werden kann. Das Forscherteam will religionsübergreifend eine heilsame Grundstruktur von Spiritualität in einer multikulturellen und individualisierten Gesellschaft bewusst machen. Ein anderer Teil beschäftigt sich mit "Musiktherapeutische Selbsterfahrungsgruppen". "Auch Musik kann Einfühlungsvermögen und die Fähigkeit zum Zuhören fördern." Die Forschungsgruppe untersucht, ob Musik in Krankenhäusern sowie bei der Fortbildung von Pflegenden, Ärzten und Ehrenamtlichen dazu beitragen kann, mehr Behutsamkeit und Achtsamkeit beim Umgang miteinander im Umfeld der modernen Hochleistungsmedizin zu entwickeln", meint Saalfrank. Ein Netzwerk, das als Plattform zum Informations- und Erfahrungsaustausch zwischen den Menschen konzipiert ist, soll Abgrenzungen zwischen den Einrichtungen und Berührungsängste überwinden lassen. Ein dritter wichtiger Teil ist die Förderung des Informations- und Erfahrungsaustausches. Ein "runder Tisch" soll zu Transparenz und Netzwerkverknüpfungen zwischen den verschiedenen Einrichtungen der Stadt führen, in denen Schwerstkranke bis zum Tode begleitet werden. Diese Plattform soll helfen, eventuelle Abgrenzungen zwischen den Einrichtungen, Versorgungslücken und Berührungsänste zu überwinden.

Quelle: Netdoktor.de vom 28.10.2002

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