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Arbeitslosigkeit: Psychischer Druck durchdringt das Land

Halle (dpa) - Angesichts der dramatisch hohen Arbeitslosigkeit spitzen sich nach den Erfahrungen des halleschen Psychotherapeuten Hans-Joachim Maaz bei vielen Menschen Konflikte immer mehr zu. «Die neue Lebensweise, sich auf dem Arbeitsmarkt nach außen hin bestmöglich zu verkaufen, auch rücksichtlos gegenüber anderen zu sein, ist vielen innerlich einfach zuwider», sagte Maaz am Donnerstag in einem dpa-Gespräch. Wegen des geringen Angebotes an Arbeitsplätzen in Deutschland gebe es jedoch vielfach keine andere Möglichkeit als sich den Gesetzen des Marktes zu unterwerfen und damit auch andere zu verdängen. Dabei spürten diejenigen, die noch einen Arbeitsplatz hätten, einen enormen Druck. «Entweder man macht mit, oder man muss erst recht Angst haben, das man bald weg ist vom Fenster», sagte Maaz. Auf Dauer könne dies Menschen krank machen. Dies sei für die Gesellschaft wenig von Nutzen. Druck entfache auch Wut. Aufgestaute Wut führe zu Aggressionen, die sich in Gewalt in der Familie oder gegenüber Schwächeren der Gesellschaft äußern könnten. «Es ist wichtig, dass man ein Leben führt, dass nicht nur aus Arbeit besteht, dass Bindungen, Beziehungen da sind, andere Lebensbereiche außerhalb der Arbeit stabil sind», sagte Maaz. Maaz ist Chefarzt der Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik des Diakoniekrankenhauses Halle. Er ist Autor des Buches «Der Gefühlsstau. Ein Psychogramm der DDR».

Quelle: Netdoktor.de vom 06.06.2003

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