Kinder / Jugendliche
Mutter-Kind-Klinik bietet Kuren für "Burn-Out-" und ADS-Syndrom
Von ddp-Korrespondentin Nadine Emmerich
Borkum (ddp-nrd). Die 33-jährige Mutter zweier Kinder ist mit den Nerven völlig am Ende. Sie ist allein erziehend, mit dem Vater der drei- und fünfjährigen Kinder gibt es ständig Krach um Unterhaltszahlungen und Besuchszeiten. Ihr Job als Kellnerin schlaucht, die fünfjährige Tochter hat Neurodermitis, die Mutter ist pflegebedürftig. Die gestresste junge Frau selbst hat Schlafstörungen, Kopf- und Rückenschmerzen, reagiert aggressiv auf ihre Kinder. "Burn-Out-Syndrom" nennen dies die Mediziner. Auf der Nordseeinsel Borkum gibt es eine Mutter-Kind-Klinik, die sich auf Wege aus der Krise spezialisiert hat.
"Die Zahl der erschöpften Mütter nimmt zu", sagt Klinikchef Winfried Weber. In der Vergangenheit sei das Ausgebranntsein nur bei Managern und Menschen mit so genannten Helferberufen aufgetreten, dann bei Lehrern und nun auch bei Müttern. "Das Fatale ist, dass viele Frauen dies nicht bemerken oder verdrängen und auch Ärzte die Dimension der Überforderung nicht immer erkennen", sagt Weber. Seiner Erfahrung nach stehen "Burn-Out"-Patientinnen unter starkem Leistungsdruck: Sie wollen perfekt sein, alles allein bewältigen - und vernachlässigen sich dabei selbst.
Auf Borkum soll diesen Frauen geholfen werden. Weber hält den Standort Insel für ideal: "Das bedeutet weit weg sein von zu Hause und viel Distanz zum Alltag", sagt er. Die Urlaubsatmosphäre sei ein heilsamer Nebeneffekt. Für jede Frau gibt es einen eigenen Behandlungsplan. Darauf stehen neben medizinischer Betreuung auch Entspannungsübungen, Gespräche mit anderen Betroffenen, Massagen, Sport und Strandspaziergänge. Eine Kinderbetreuung ermöglicht es den Frauen, Zeit für sich und ohne Kind zu erfahren und genießen zu lernen. "Die Mütter stehen bei uns im Fokus", betont der Klinikleiter. Auf 36 Patientinnen kommen 12 feste Therapeuten.
In rund 90 Prozent der Fälle übernehmen laut Weber die Krankenkassen die Kosten für die Mutter-Kind-Reha. Die Patientinnen müssen neun Euro pro Tag zuzahlen, ihr Aufenthalt ist auf maximal fünf Wochen begrenzt. Trotz der anstehenden Reformen im Gesundheitswesen rechnet Weber vorerst jedoch nicht mit Verschlechterungen für Klinik und Patienten.
Er wünscht sich jedoch einen "Imagewechsel": Mütter-Kuren würden in der Öffentlichkeit häufig als sinnlos dargestellt, nach dem Motto "die Frauen jammern nur". 97 Prozent der Borkumer Patientinnen benötigten hingegen tatsächlich professionelle Hilfe, betont Weber, der das Ausgebranntsein aus seiner früheren Tätigkeit als Unternehmensberater selbst kennt. In 90 Prozent der Fälle sei die Therapie zudem erfolgreich. Vor und nach sowie sechs Monate nach der Kur werden die Frauen zu Ergebnissen befragt.
Ein zweiter Schwerpunkt der Mutter-Kind-Klinik ist die Behandlung von hyperaktiven Kindern, die unter dem so genannten ADS-Syndrom leiden. Das Haus ist ganzjährig geöffnet. Im Winter sind auch Väter auf der Insel als Begleitpersonen erlaubt. Für allein erziehende Männer, die ebenfalls zunehmend unter dem "Burn-Out"-Syndrom leiden, gibt es derweil eigene Therapieangebote. Weitere Informationen zu Reha-Kuren in der Borkumer Mutter-Kind-Klinik gibt es telefonisch unter 08000 - 82 82 82.
Quelle: Lichtblick-newsletter.de vom 04.09.2003
Artikel
- Hyperaktiv: 4000 Jugendliche schlucken Psycho-Pillen
- Dramatisch: Immer mehr Schüler schlucken Psychopharmaka
- Viele Kinder leiden unter Psychostress, Schlaflosigkeit
- Kinderschutzbund: Kinder psychisch kranker Eltern mehr beachten
- Jedes zehnte Kind leidet unter seelischer Erkrankung
- Gesundheitsministerium: Zu viele Psycho-Pillen für Kinder
- Psychische Störungen bei Kindern nehmen zu
- Schwierige Jugend: Die Hälfte kämpft mit psychischen Problemen
- Zappelphilipp einfach ruhig gestellt?
- Aggressive Kinder: Unbegründet in Psychiatrie abgeschoben
- Ritalin: Zappelphilipp-Medikament mit Spätfolgen und Suchtgefahr
- Epilepsie: Gehirn-OP kann Kindern helfen
- Alarmierend: Immer mehr Jugendliche psychisch krank
- Seelisch kranke Eltern: Kinder brauchen Hilfe
- Warnung: Immer mehr Kinder verhaltensauffällig
- Schlaflos in der Nacht: Jedes sechste Grundschulkind leidet
- Oft übersehen: Angst und Depression bei Kindern
- Ess-Störungen: Immer mehr junge Menschen krank
- Hyperaktive Kinder: Experte warnt vor Medikamenten
- Seelische Schäden: Immer mehr depressive Kinder
- Überraschende Wirkung: Musiktherapie statt Psychiatrie
- Traurige Kinder: Winterdepressionen oft nicht erkannt
- Kopfschmerzen bei Kindern: Oft mit seelischen Problemen verbunden
- Magersucht: Mehrzahl der Erkrankten unheilbar
- Essstörungen bei Kindern: Auf Warnsignale achten
- Hyperaktive Kinder: Ritalin-Konsum «erschreckend»
- Flip und Flap helfen: Ein Comic für Epilepsie-Kinder
- Fast jeder fünfte Jugendliche in tiefer psychischer Krise
- Neues Internetportal klärt über Essstörungen auf
- Für Kinder gibt es nur Erwachsenen-Medikamente
- Armut: Kinder reagieren mit Depressionen
- Kein Kinderspiel: Grundschüler mit Einschlafproblemen
- Mutter-Kind-Klinik bietet Kuren für "Burn-Out-" und ADS-Syndrom
- Zappelphilipp und Traumsuse - Schlecht erzogen oder einfach nur anders?
- Experten: Mangel an Schulpsychologen
- Ständiges Hänseln: Schlimme psychische Schäden bei Kindern
- Angststörungen: Kindern frühzeitig behandeln
- Depressive Kinder: Trennung der Eltern macht krank
- Praxis-Gebühr: Weniger junge Patienten zum Psychiater
- Teenager: Selbstmord Todesursache Nummer 2
- Kinder unter Stress: «Bleib locker»-Kurs in Berlin
- Depressionen machen vielen Kindern das Leben schwer
- Studie: Training mindert Verhaltensprobleme bei Kindern
- Hänseleien: Kindliche Psyche angekratzt
- Krankheit Schulphobie: Immer mehr Schwänzer
- Ess-Brech-Sucht: Viele Junge betroffen
- Selbstmord: Sehr häufige Todesursache bei Jugendlichen
- Antidepressiva: Beschleuniger für Suizidgefahr bei Kindern
- Kinderärzte: "Zappelphilipp-Syndrom" frühzeitig behandeln
- Schlafstörungen bei Kindern: Oft folgen Verhaltensstörungen
- Schule: Stress erzeugt Kinder-Kopfschmerzen
- Körper und Seele: Jedes fünfte Kind hat Probleme
- Ärtzliche Information: Bei Kindern häufig unzureichend
- Trauma-Therapie: Nothilfe entwickelt Programm für Kinder
- Entwicklungsrisiko: Kinder psychisch kranker Eltern
- Immer mehr Kinder und Jugendliche psychisch gestört
- ADHS-Ratgeber: "Lass mich, doch verlass mich nicht"
- Tier-Therapeuten: Kaninchen für die Kinderpsychiatrie
- "Zappelphilipp"-Syndrom: Neues Mittel auf dem Markt
- "Baby Blues" und "Heultage" - Internet-Angebot für junge Mütter
- Baby-Blues: Hilfe bei Depression
- "Zappelphilipp-Syndrom": Neue Erkenntnisse erzielt
- Studie: Jedes dritte Kind leidet unter massiven Ängsten
- Auch Kinder können unter Depressionen leiden
- Psychische Probleme: Jedes fünfte Kind betroffen