Kinder / Jugendliche

Überraschende Wirkung: Musiktherapie statt Psychiatrie

Münster (dpa) - Musiktherapie könnte nach einer Studie der Universität Münster vielen Schülern mit emotionalen und sozialen Problemen das Leben erleichtern. Zugleich könnten entsprechende Förderangebote die Lehrer entlasten. Nach Ansicht der Leiterin des Studiengangs Musiktherapie, Rosemarie Tüpker (50), wird diese Chance aber von zu wenigen allgemein bildenden Schulen genutzt, obwohl im Rahmen des Projektes «Selbständige Schule» dazu die Möglichkeit bestünde. Die Untersuchung von Erika Mennebröker aus dem Entlassjahrgang belege, dass auch Lehrer einen hohen Bedarf an musiktherapeutischen Angeboten sehen, sagte die Wissenschaftlerin. Insgesamt seien 200 Pädagogen an 14 Schulen in Bremen und Niedersachsen sowie 10 Musiktherapeuten an Schulen in sechs Bundesländern befragt worden. «Danach zeigten sich 98 Prozent generell gegenüber solchen Fördermaßnahmen aufgeschlossen. 92 Prozent würden ein derartiges Angebot auch an der eigenen Schule begrüßen.» Die laut Tüpker hinsichtlich Schulformen und Standorten repräsentative Umfrage kommt außerdem zu eindeutigen Aussagen über die Problemfelder der Schüler. Danach würden die Lehrer Musiktherapien in der Reihenfolge ihrer Bedeutung angezeigt finden bei Konzentrationsschwäche (84 Prozent), motorischer Unruhe (78) und geringer Frustrationstoleranz (53), aber auch bei aggressivem Verhalten, bei Gruppenunfähigkeit und Kontaktarmut. Die meisten Befragten zeigten sich überzeugt, dass die Verhaltensprobleme auf diese Weise von ihren Ursachen her besser verstanden werden könnten. «Außerdem könnten sie außerhalb der Leistungssituation in der Klasse besser behoben werden», sagte Tüpker. Versuche in anderen Ländern hätten bewiesen, dass die Musiktherapie im schulischen Alltag selbst schwer wiegende Störungen auffangen könne, so dass sich Klinikaufenthalte in der Kinder- und Jugendpsychiatrie vermeiden ließen. In Luxemburg seien solche Angebote bereits etabliert.

Quelle: Netdoktor.de vom 29.11.2002

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