Kinder / Jugendliche
Seelisch kranke Eltern: Kinder brauchen Hilfe
Hamburg (dpa) - Kinder von psychisch labilen Eltern sind nach Experteneinschätzung besonders gefährdet, später selbst seelisch zu erkranken. "Diese Kinder leiden mit und unter ihren Eltern und kommen dabei selbst zu kurz", sagte die Kinder- und Jugendpsychiaterin Christiane Deneke aus Anlass einer Fachtagung am Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) am Mittwoch. Weil diese Kinder oft mit ihren Ängsten und Nöten weitgehend auf sich gestellt sind, sprechen Experten von "vergessenen Kindern". Etwa jedes 30. Kind in Deutschland hat nach Schätzung des UKE ein psychisch krankes Elternteil. Bundesweit wird die Zahl der gefährdeten Kinder auf mehr als eine halbe Millionen geschätzt. "Die Erkrankung der Eltern wird in den meisten Familien tabuisiert, da viele Eltern Angst haben, dass ihnen die Kinder weggenommen werden", beschreibt Oberärztin Deneke das Problem. Auch die Kinder schwiegen meist instinktiv, weil sie Vater oder Mutter nicht verraten wollten. Den Kindern fehle häufig emotionale Wärme und Geborgenheit, sagte Deneke. Da sie das Verhalten ihrer Eltern nicht verstünden und niemanden hätten, mit dem sie sprechen könnten, liefen sie selbst Gefahr, seelisch krank zu werden. Nach Denekes Erfahrung finden die Kinder Hilfe meist bei privaten Einrichtungen sowie bei engagierten Ärzten und Pflegekräften. "Private Projekte können der großen Nachfrage nach Beratung allein aber nicht nachkommen. Die Betreuung und psychologische Beratung dieser Kinder gehört in die öffentliche Hand", fordert Deneke. Die Einrichtung und finanzielle Unterstützung entsprechender Institutionen sei notwendig. Richtige Betreuung helfe Kindern, sich normal zu entwickeln, auch wenn ihre Eltern krank sind.
Quelle: Netdoktor.de vom 29.08.2002
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